Die Geschichte der Gemeinde Marklkofen
Marklkofen liegt im alten Kulturboden des Vilstals. Erste Spuren menschlichen Lebens reichen bis in die Eiszeit; die Besiedlung setzt sich über Jungsteinzeit und Bronzezeit fort. Kelten, Römer und ab etwa 500 n. Chr. die Bajuwaren prägten die Region.
Der Ortsname erscheint erstmals 1150 als „Marchiluhoven“. Die Endung -kofen deutet auf eine Entstehung zwischen ca. 600 und 800 n. Chr. Im Mittelalter bildete sich Marklkofen zur Hofmark mit wechselnden Adelsgeschlechtern (u. a. Poxau, Zachreis, Wartter).
Ab dem 18. und 19. Jahrhundert bestimmten Bürger, Bauern und Gewerbe den Aufschwung. Mit dem Bau einer Bahnstation (1873–1875) und späteren Industriezuläufen (u. a. Ziegelwerk, Teigwaren, seit den 1960er Jahren MANN+HUMMEL) wuchs die wirtschaftliche Bedeutung des Ortes.
Heute ist Marklkofen eine moderne Großgemeinde: Infrastruktur, Schule, Rathaus, Vilstalsee und ein breit aufgestelltes Gewerbe prägen das Bild. Die Umgehungsstraße zwischen Marklkofen und Frontenhausen wurde inzwischen vollständig umgesetzt.
Ausführliche Chronik — Entstehung und Entwicklung der Gemeinde Marklkofen
Das Vilstal ist ein uralter Kulturboden. Erste Spuren menschlichen Lebens reichen bis in die Eiszeit zurück. Die Besiedlung unserer Gegend begann bereits in der jüngeren Steinzeit; diese Epoche ging um etwa 2000 v. Chr. in die Bronzezeit über, den ersten Abschnitt der Metallzeit.
Nach den Kelten, die dem Fluss den Namen Filusa (Vils) gaben, und der römischen Präsenz ließ sich um 500 n. Chr. der germanische Stamm der Bajuwaren dauerhaft in der Region nieder. Das Gebiet der Vils im Raum Frontenhausen–Vilshofen geriet in früher Zeit unter den Einfluss der Dynastie der Frozzen.
Die Endsilbe -kofen legt die Gründungszeit Marklkofens in die Zeit zwischen etwa 600 und 800 n. Chr.. Die erste urkundliche Erwähnung als „Marchiluhoven” findet sich 1150 in der Chronik des Klosters Baumburg. Vermutlich gab ein Ministeriale namens Marchilo der Siedlung seinen Namen.
Die Herren von Poxau und die Hofmark
Im 13. Jahrhundert gelangten die Herren von Poxau zu großer Bedeutung. Marklkofen entwickelte sich zur Hofmark mit niedergelassener Gerichtsbarkeit. Die Hofmarksherren errichteten eigene Sitze: ein Wasserschloss an der Vils (später Imslandschloss, Bereich des heutigen „Fischerwirt“ / Horn / Kindergarten) als unterer Sitz, und ein oberer Sitz — das sogenannte Thurmschloss — im heutigen Bereich Durmaier, Haslbeck, Appinger und Stegmühle.
Die Poxauer bestimmten rund 200 Jahre (1293–1488) das Ortsgeschehen. Ihr Wappen, ein springender Bock, ist heute noch als Brunnenfigur vor dem Rathaus zu sehen. Später ging das Stammschloss in Poxau an verschiedene Besitzer; 1867 übergab Karl Graf von Alt- und Neufraunhofen das Anwesen an die Kongregation der Armen Schulschwestern aus München, die dort eine Hauswirtschaftsschule führten. Die Klosterära endete 2006; heute nutzt die Familie von Soden-Fraunhofen das Gebäude mit seinen 365 Fenstern.
Weitere Adelsgeschlechter
Nach den Poxauern folgten die Familien Frauenberger, Klugheimer und Eckher. Als Hans Eckher 1539 verstarb, vermachte er seinen Besitz seinem Schwager Veit Zachreis, vormals Kastner in Teisbach und Verwalter in Reisbach. Die Zachreisen errichteten einen Edelsitz nahe dem heutigen Pfarrhof und standen der Kirche sowie dem Gemeinwohl nahe – besonders in der Reformationszeit und während des Dreißigjährigen Krieges. Viele Angehörige dieser Familien sind in der Pfarrkirche bestattet; die prächtigen Grabdenkmäler belegen ihren einstigen Wohlstand.
Das Schloss Warth und die Wartter
In Warth befand sich ein weiteres Schloss, das erstmals 961 in Verbindung mit Ritter Leonhart Wartter erwähnt wurde. Das Stammschloss dürfte deutlich älteren Datums sein. Die Wartter zählten zu den einflussreichen Adelsfamilien der Region; zeitweise gehörten ihnen u. a. der Markt Reisbach und das Schloss Steinach (1336–1583). Ein großzügiges Stadthaus in Straubing gehörte ebenfalls zu ihrem Besitz und ging später an das Ursulinenkloster über.
Krieg, Not und Wiederaufbau
Der Dreißigjährige Krieg hinterließ schwere Schäden: Hunger, Seuchen, Plünderungen und Gewalt prägten die Zeit. Der Wiederaufbau nach dem Krieg gelang vor allem durch die Leistung und den Fleiß der bäuerlichen Bevölkerung, der Handwerker und kleinen Gewerbetreibenden. Neue Inhaber der Hofmarken wie die Mächtlinger und die Fraunhofer trugen zu einer ruhigen, stetigen Entwicklung bei.
Viele der einstigen Schlösser sind nicht mehr vorhanden. Ursache war der Niedergang des Landadels, die Aufhebung der Leibeigenschaft und die Umbrüche infolge der Französischen Revolution. Im 19. Jahrhundert wurden zahlreiche adelige Anwesen abgebrochen und Liegenschaften an Bürger verkauft.
Handwerk, Gewerbe und frühe Industrie
Im 18. und 19. Jahrhundert waren in Marklkofen viele Handwerksberufe vertreten: Müller, Fischer, Hufschmied, Bader, Binder, Bäcker, Krämer, Zimmermann, Jäger, Weber, Metzger und Hafner. Mit der Industrialisierung veränderte sich das Berufsspektrum; manche Berufe verschwanden, andere passten sich an moderne Anforderungen an.
Die Lage an der Staatsstraße (2083) und die Bahnstation (1873–1875) förderten die Ansiedlung von Betrieben: ein Dach- und Tonziegelwerk, eine Teigwaren- und Nudelfabrik, die Ziegelei Girnghuber und ab den frühen 1960er Jahren das Filterwerk MANN+HUMMEL. Später bestanden zudem Filialen weiterer größerer Betriebe.
Mühlen entlang der Vils, Baufirmen, Schreinereien, Lagerhäuser, Kfz- und Landmaschinenwerkstätten, Metzgereien, Bäckereien, Gaststätten und Bankinstitute stärkten die wirtschaftliche Struktur der Gemeinde.
Stilllegung der Bahn und Umnutzung
Anfang der 1970er Jahre wurde die Bahnlinie Richtung Mamming–Landau aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt; Gleise und Brücken wurden abgebaut, Dämme teilweise zurückgebaut. Kurz darauf endete auch der Personenverkehr über Gangkofen nach Neumarkt-St. Veit. Die letzte Güterverkehrsverbindung wurde 2001 endgültig eingestellt.
Positiv: Die Gemeinde erwarb das ehemalige Bahnhofsgebäude und wandelte es in ein vielfältig genutztes Vereinsheim um. Heute nutzen dort u. a. der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr, die Freiwillige Feuerwehr selbst, das Rote Kreuz und Mutter-Kind-Gruppen die Räume.
Gemeindegebietsreform und Verwaltung
Bei einer Bürgerabstimmung am 22. November 1970 entschieden sich die Gemeinden Marklkofen, Poxau und Steinberg für einen freiwilligen Zusammenschluss. Damit entstand die erste Großgemeinde im Vilstal mit Verwaltungssitz in Marklkofen.
Am 1. Mai 1978 wurde Marklkofen in eine Verwaltungsgemeinschaft mit dem Markt Frontenhausen eingegliedert; die wesentlichen Selbstbestimmungsrechte blieben weitgehend erhalten. Durch einen Beschluss der Landesregierung erlangte Marklkofen zum 1. Januar 1980 seine beantragte Eigenständigkeit zurück.
Im Mai 1986 konnte die Gemeindeverwaltung das neue Rathaus an der Bahnhofstraße beziehen.
Vilstalsee, Erholung und Infrastruktur
Der 1976 fertiggestellte Vilstalsee dient dem Hochwasserschutz des unteren Vilstals und ist zugleich ein beliebtes Naherholungsgebiet mit Freibad und Campingplatz.
Die Gemeinde investierte in den Ausbau von Straßen, Brücken, Wasserversorgung, Kanalisation sowie in die Erdgasversorgung größerer Betriebe und Teile der Wohngebiete. Im Osten Marklkofens entstanden ein Wertstoffhof und Kompostierplatz (Eröffnung September 1993), eine Müllumladestation (Eröffnung Februar 1994) sowie später eine Biogasanlage. Durch die Stilllegung der Bahnlinie verlagerten sich Transporte teilweise auf die Straße.
Das 1955 erbaute Schulhaus wurde 1993/94 erweitert und modernisiert; das ehemalige Rathaus wurde für zusätzliche Klassenräume umgenutzt. Das frühere Schulhaus in Steinberg wurde 1994–1996 zum Kindergarten umgebaut. Der Bau von Sportstätten, Kirchensanierungen und die Erweiterung von Kindergärten sind Beispiele kommunaler Investitionen.
Wirtschaft & Beschäftigung
Heute bieten ortsansässige Unternehmen und die Industrie in der Region sichere Arbeitsplätze. Das Filterwerk MANN+HUMMEL beschäftigt etwa 3.000 Mitarbeiter; die Ziegelei rund 270 Personen. Viele weitere Beschäftigte finden Arbeit in Handwerk, Handel und in nahegelegenen Industriezentren wie BMW in Dingolfing.
Der Bau der Umgehungsstraße zwischen Marklkofen und Frontenhausen verlegte bedeutende Teile des Schwerverkehrs aus dem Ortszentrum. Die Umgehungsstraße ist inzwischen vollständig umgesetzt und trägt nachhaltig zur Verkehrsentlastung und zur Steigerung der Lebensqualität bei.
Erholungswert & Fazit
Mit dem Stausee, Erholungseinrichtungen, einem Waldlehrpfad und einer vielfältigen Gastronomie hat sich Marklkofen zu einem attraktiven Ausflugsziel entwickelt. Die Gemeinde verfügt heute über eine solide wirtschaftliche Basis, gute Infrastruktur und ein hohes Maß an Lebensqualität.
Marklkofen präsentiert sich heute als moderne, wirtschaftlich starke und lebenswerte Gemeinde. Die kontinuierliche Entwicklung von den frühmittelalterlichen Wurzeln bis in die Gegenwart ist geprägt von Anpassungsfähigkeit, Engagement und lokaler Stärke.